Wie ich zum Kreativen Schreiben kam?

Ich habe mich an der Universität sehr schwer getan mit dem wissenschaftlichen Schreiben. Was ich erlebte, war: Viele teilen dieses Gefühl, doch keiner spricht darüber.

Bald ging es mir wie so vielen Studenten: ich lief Gefahr, mein Studium nicht abzuschließen, da ich mich so lange mit den Hausarbeiten beschäftigte und sie einfach nur vor mir herschob. Irgendwann war klar: Stopp! – und ich sagte zu mir selbst: Ich blockiere gerade im Schreiben. Dieses Anerkennen und Eingestehen, dass dem so ist, hat mich viel Überwindung gekostet. An meiner Universität gab es glücklicherweise ein Schreibzentrum. An den Universitäten in den USA beispielsweise gehören Angebote aus dem „Writing Center“ zum wissenschaftlichen Lernen und Arbeiten dazu. In Deutschland findet man diese nur vereinzelt. Ich begab mich in ein Schreibberatungsgespräch. Das war die Lösung. In drei Schritten erlernte ich den Weg aus der Blockade heraus:

1. Schritt: Akzeptanz. Sich eingestehen, ich habe eine Schreibblockade.

2. Schritt: Öffnung. Ich kommuniziere darüber mit anderen.

3. Schritt: Die Lösung ist Handeln.

Ein paar Wochen später lernte ich auf einer Schreibreise ins Oderbruch das Kreative Schreiben kennen und lieben, sodass ich zwei Jahre später meine Ausbildung zur Schreibtrainerin und Schreibberaterin abschloss.

Seit 2010 leite ich Schreibgruppen und seit 2016 biete ich gemeinsam mit der Poesiepädagogin, Carola Rennoch, in Berlin – Pankow „Kreative Schreibabende“ und Schreibworkshops an. Wir erleben immer wieder, dass das Schreiben ein sehr persönlicher Prozess ist, der einen geschützten Raum benötigt. Daher schreiben wir an mehreren Abenden gemeinsam in und mit einem festen Kreis von Teilnehmern.

Was ist eigentlich das Kreative Schreiben?

Mit den Methoden des Kreativen Schreibens werden neue Formen der Literaturproduktion hervorgebracht und die Gehirnkapazität von zehn auf dreißig Prozent angehoben. Die Schreibforschung hat gezeigt, dass die Kreativität umso größer ist, je mehr Schreibtechniken beherrscht werden. Das Gute ist, jeder kann es erlernen. Das Kreative Schreiben bringt alle bekannten Schreibtechniken zur Anwendung und forscht ständig nach neuen.

Der Wert des Kreativen Schreibens wird neuerdings von Ärzten unterstrichen: 65% der befragten Mediziner bestätigten, dass Kreatives Schreiben bei der Bekämpfung von Stress, Angst, Depression, Trauer, Essstörungen und der Verarbeitung von posttraumatischen Folgen hilft.

Persönlichkeitsentwicklung sowie Verbesserung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit ergeben positive Nebeneffekte des Kreativen Schreibens.

Was machen wir beim Kreativen Schreiben?

Bei unseren Schreibcoachings beschäftigen wir uns pro Abend mit einem Thema und setzen mit Hilfe verschiedener, kreativer Techniken das Thema schreibend um und gehen somit in die Textproduktion über. Es geht uns um die Lust an Sprache, die Entdeckung der inneren Schreibstimme und die Intuition seinen Gedanken schreibend zu folgen.

Beim Kreativen Schreiben geht es um die Wertschätzung der eigenen Texte. Wenn wir erkennen, dass es kein Richtig und kein Falsch gibt bei dem, was wir und wie wir schreiben, erfahren wir eine ungeheure Fülle an Schöpfungskraft.

Schreiben ist das Beste, um mit sich selbst in Beziehung zu kommen. Macht man es gemeinsam, treten mehrere Menschen in Beziehung zueinander. Schreiben verbindet. Schreiben sendet Impulse aus. Schreiben öffnet. Wir erleben das Schreiben in Gemeinschaft als sehr kraftvoll, kreativ und herzlich. Schreiben löst und lässt lachen!

Und das kann dabei herauskommen:

Ein Akrostichon zum Kreativen Schreiben
(= griech. Versspitze: Akron=Spitze, Stichos =Vers. Wurde oft benutzt, um Botschaften in Texten zu verstecken.)
Das Akrostichon ist eine lyrische Kleinform. Die ersten Buchstaben der Zeilen ergeben von oben nach unten gelesen ein Wort.

Kurzgeschichten
Reime
Elektrisierend
Authentisch
Texte
Intensiv
Verse
Elfchen
Schreibabende

Spielregeln
Cluster
Haiku
Reisverschlusstext
Ein Guppengedicht:-)
Intuitiv
Blitzlicht
Ein Knicktext:-)
Natürlich

 

Ein Gruppen-Schneeballgedicht aus der Schreibgruppe 2016
Person 1 schreibt 1 Wort, knickt das Blatt um und reicht es weiter
Person 2 schreibt 2 Wörter usw.
Person 5 schreibt 5 Worte
Person 6 schreibt 4 Worte usw.

Magisch
Zauberhaft entrückt
Vollkommen loslassen können
Nicht mehr denken müssen
Sich auf die Zunge beißen
Bitte nur nicht das
Zahnfleisch blutig putzen
Au weia
Gerettet!