Es gibt eine einfache Message: Schreibblockaden sind ein ganz natürliches Phänomen und gehören zu jedem Schreibprozess dazu. Fast jeder hat sie schon einmal erlebt und fast jeder kennt sie.

Und noch eins ist klar: Schreiben ist Denken und Schreiben lernt man durchs Schreiben. Besonderen Spaß macht Schreiben in Gemeinschaft.

Wie sieht das Phänomen Schreibblockade aus? Der Schreibende schreibt nicht. Es gibt einen Schreibauftrag aus Schule, Universität, im Job und das Blatt bleibt weiß. Die Wohnung ist sehr sauber, es ist eingekauft, Rechnungen sind bezahlt, Mails beantwortet, Wäsche gewaschen… und das Blatt bleibt leer.

Schreiben ist ein ganz individueller und persönlicher Prozess. Im Schreiben zeigt sich der schreibende Mensch durch seine Gedanken und Worte. Das kann Angst machen, Scham auslösen, dadurch hemmen und blockieren einen Text zu schreiben. Auch fällt es schwer, darüber zu sprechen oder gar den geplanten Text zu veröffentlichen.

Mit meinem Text zeige ich mich der Welt.

Ich trete aus meinem inneren Raum nach außen.

Denn zum Schreiben braucht der Mensch Vertrauen und Sicherheit.

Wie ich aus meiner eigenen Schreibblockade herauskam, möchte ich hier kurz erzählen:

Wie ich meine eigene Schreibblockade überwand

Ich habe mich an der Universität sehr schwer getan mit dem wissenschaftlichen Schreiben. Was ich erlebte, war: Viele teilen dieses Gefühlt und keiner spricht darüber.

Bald ging es mir wie so vielen Studenten, ich lief Gefahr, mein Studium nicht abzuschließen, da ich mich so lange mit den Hausarbeiten beschäftigte und sie einfach nur vor mir herschob. Irgendwann war klar: Stopp! Ich sagte zu mir selbst: Ich blockiere gerade im Schreiben. Dieses Anerkennen und Eingestehen, dass dem so ist, hat mich viel Mut gekostet. An meiner Universität gab es glücklicherweise ein Schreibzentrum. In Amerika gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten immer ein „writing center“. In Deutschland findet man diese nur vereinzelt. Ich begab mich in ein Schreibberatungsgespräch. Das war die Lösung. In drei Schritten erlernte ich den Weg aus der Blockade:

  1. Schritt: Akzeptanz. Sich eingestehen, ich habe eine Schreibblockade.
  2. Schritt: Öffnung. Ich kommuniziere darüber mit anderen.
  3. Schritt: Die Lösung ist Handeln.

Ich begab mich ein paar Wochen später auf eine Schreibreise ins Oderbruch. Hier lernte ich das Kreative Schreiben kennen und lieben, sodass ich zwei Jahre später meine Ausbildung zur Schreibtrainerin und Schreibberaterin abschloss.

Kraftvoll und herzlich: Kreatives Schreiben in der Gruppe

Seit 2016 biete ich zusammen mit der Poesiepädagogin Carola Rennoch in Pankow kreative Schreibabende an. Wir erleben immer wieder, dass das Schreiben ein sehr persönlicher Prozess ist, der einen geschützten Raum benötigt. Daher schreiben wir an mehreren Abenden gemeinsam in und mit einem festen Kreis von Textfreunden.

Schreiben ist das Beste, um mit sich selbst in Beziehung zu kommen. Macht man es gemeinsam, treten mehrere Menschen in Beziehung zueinander. Schreiben verbindet. Schreiben sendet Impulse aus. Schreiben öffnet. Mich selbst. Für mich. Und für andere. Wir erleben das Schreiben in Gemeinschaft als sehr kraftvoll, kreativ und herzlich. Schreiben löst und lässt lachen! Schon im Lachen selbst löst sich die eine oder andere Blockade auf.

Wir wenden verschiedene kreative Techniken an, um uns auf diese Weise abstrakten oder auch biografischen Themen zu nähern. Dazu gehört immer wieder das Clustern nach Gabriele L. Rico, das ABC-Darium, das Kryptychon, das automatische Schreiben nach Breton, Meditationen, und am Ende schreiben wir in der Gruppe.

So kann an nur einem Abend die Blockade fallen, indem wir, in einem vertrauensvollen Umfeld, einen Ausdruck unsererselbst finden, den wir uns möglicherweise nur nicht zugestanden haben.

Ein Gruppengedicht

Magisch
Zauberhaft entrückt
Vollkommen loslassen können
Nicht mehr denken müssen
Sich auf die Zunge beißen
Bitte nur nicht das
Zahnfleisch blutig putzen
Auweia
Gerettet!